Kurzbeschreibung: Organisation
Der Verein zur Förderung der Jugendarbeit e.V. ist gemeinnützig und als anerkannter freier Träger der Jugendarbeit seit 1992 in der Spielmobilarbeit tätig.Aktuell betreut der Falkenflitzer im Auftrage der Freien und Hansestadt Hamburg 18 Wohnunterkünfte für Geflüchtete und Wohnungslose mit einem aufsuchenden Spielmobilangebot. Außerdem fährt der Falkenflitzer Follows, das Spielmobil für den Stadtteil, zwei öffentliche Plätze an und schafft dort Spielräume für Kinder.Der Falkenflitzer leistet Beiträge zur Persönlichkeitsentwicklung und zur Integration der Kinder und Jugendlichen mit und ohne Behinderung in ihre soziale und kulturelle Umgebung. Der Falkenflitzer schafft Spielräume für Kinder mithilfe eines großen Spiel-, Sport-, und Kreativitätsangebots für Kinder und Jugendliche, die häufig isoliert im Stadtteil leben. Darüber hinaus werden im wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb Spielgeräte verliehen und Kinderfeste durchgeführt.
Kurzbeschreibung des Projekts:
Das Spielmobil Falkenflitzer führt seit 2020 jährlich ein 2-wöchiges Zirkusprojekt in Kooperation mit dem Circus Zaretti durch. Das Angebot richtet sich an Kinder zwischen 6-14 Jahren, die in Hamburger Wohnunterkünften für Geflüchtete und wohnungslose Familien und in Not- und Erstaufnahmeeinrichtungen leben. In 2 Wochen in den Hamburger Herbstferien werden jeden Tag ca. 40-50 Kinder aus Wohnunterkünften und Not- und Erstaufnahmen von Mitarbeiter*innen des Falkenflitzers zum Zirkus begleitet. Außerdem nehmen Kinder aus den Stadtteilen teil, in denen der Falkenflitzer Follows Spielaktionen durchführt. Am Vormittag können die Kinder den Zirkus kennenlernen, die verschiedenen Zirkusnummern sich anschauen und proben, wie Akrobatik am Trapez, die Feuershow, Bodenturnen, Clownsshow etc. und eigene Ideen entwickeln für die große Zirkusshow am Nachmittag, zu der dann auch Freund*innen und die Familien der Kinder zum Zuschauen kommen.
Ein ganz besonderes Highlight beim Zirkus ist seit ein paar Jahren das Turnen am Vertikaltuch und seit 2025 die Luftakrobatik am Netz. Eine ehemalige Praktikantin vom Falkenflitzer bringt seit ein paar Jahren ihr eigenes Vertikaltuch mit und die Kinder können eine Show am Tuch einstudieren, was für Herzklopfen und Staunen in der Zirkusvorstellung sorgte. Es ist beeindruckend, wie sie jeden Tag ihrer Herbstferien damit verbrachte, eine Show mit den Kindern auf die Beine zu stellen und inzwischen ist sie verlässlich jedes Jahr wieder mit dabei. Seit 2025 mit einer neuen Luftakrobatik-Nummer, dem Turnen im Luftakrobatiknetz.
Insgesamt nehmen ca. 400-500 Kinder am Zirkusprojekt teil. Neben dieser Hauptzielgruppe können auch Kinder unter 6 Jahren und Jugendliche über 14 Jahren und ihre Familien von dem Projekt profitieren. Ziel des Projekts ist es, Kindern, Jugendlichen und ihren Familien ein unvergessliches Erlebnis zu ermöglichen fernab ihrer alltäglichen, oft sorgenvollen Lebenswelt. Für die teilnehmenden Kinder wird ein Erlebnis geschaffen, welches ihr Selbstbewusstsein stärkt, Entspannung, Bewegung und Freude bringt und ihnen eine Freizeitbeschäftigung in den Ferien ermöglicht.
Projektbeschreibung:
Zielgruppe(n)
Die Zielgruppe für das Zirkusprojekt sind Kinder, die in Wohnunterkünften für Geflüchtete, Notunterkünften und Erstaufnahmen leben, im Alter zwischen 6-14 Jahren. Außerdem gehören Kinder aus den Stadtteilen, in denen das Spielmobil Falkenflitzer Follows Spielaktionen durchführt, zur Zielgruppe. Die Spielaktionen des Falkenflitzers, und so auch das Zirkusprojekt, sind integrativ, offen und richten sich an alle Kinder und Jugendlichen, unabhängig von ihrer Religion, ihrem Geschlecht und ihrer migrantischen Vorder- und Hintergründe. Es können Kinder aus den unterschiedlichen Wohnunterkünften, die das Spielmobil in seiner täglichen Arbeit anfährt, teilnehmen, je nach Bedarf des Ortes, der besonders in den Notunterbringungen und Erstaufnahmen besonders hoch ist. Die Familien der Kinder werden ebenfalls angesprochen, da sie zu den Zirkusvorstellungen eingeladen werden.
Bedarf
Die Kinder und Jugendlichen, die die Zielgruppe dieses Projekts sind, leben in Wohnunterkünften, Notunterbringungen und Erstaufnahmen in Hamburg. Die Wohnunterkünfte liegen meist in isolierter Lage mit wenig oder kaum Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung im Stadtteil oder angrenzenden Stadtteilen. Zum Teil sind die Unterkünfte so abgelegen, dass es insbesondere für ältere Kinder und jüngere Jugendliche schwer ist, den angrenzenden Sozialraum zu erkunden, bzw. aus ihrem gewohnten Lebensumfeld heraus zu kommen und sich die Umgebung anzueignen.
Insbesondere der Bedarf der Kinder, die in Notunterbringungen und Erstaufnahmen leben, ist hoch, an Angeboten, wie diesem, teilzunehmen. Besonders in den Notunterbringungen und Erstaufnahmen war der Andrang am Zirkusprojekt teilzunehmen, besonders hoch. Einige Kinder aus den Not- und Erstaufnahmen, zu denen der Falkenflitzer mit dem Spielmobil fährt, kommen häufig an mehreren Tagen mit zum Zirkus, weil es ihnen so gut gefallen hat und die Freizeitangebote für Kinder, insbesondere in den Not- und Erstaufnahmen eher begrenzt sind. Es ist fantastisch die Entwicklung der Kinder zu beobachten. Eine exemplarische Situation, welche deutlich gemacht hat, wie positiv die Zirkustage sich auf die Kinder ausgewirkt haben, soll im Folgenden kurz beschrieben werden. Ein Mädchen aus einer Notunterbringung war an ihrem ersten Zirkustag noch eher schüchtern, hat dennoch sämtliche Zirkusnummern ausprobiert. Als sie dann mit einem Fuß auf dem Drahtseil bei der Seiltanz-Probe stand, fing sie an zu weinen und war anscheinend überfordert mit der Aufregung. Die Situation wurde von den Zirkusmitarbeiter*innen und insbesondere dem Team des Falkenflitzers aufgefangen und begleitet. Als sie in der zweiten Woche erneut teilnehmen konnte, war sie eine der ersten, die sich aufs Drahtseil traute. Seit dem Ausflug mit den Kindern zum Zirkus im letzten Jahr, fragen die Kinder in der einen Notunterbringung, in die das Spielmobil regemäßig fährt, zu Beginn nahezu jedes Spielmobileinsatzes, ob es heute wieder zum Zirkus gehe. Auch die Eltern, insbesondere aus den Notunterbringungen und Erstaufnahmen waren begeistert bei der Zirkusshow am Nachmittag dabei. Auch für sie war es eine Zeit, in der sie aus ihrem Alltag entfliehen, Freude und Entlastung erfahren konnten.
Eine Herausforderung im Zirkusprojekt die letzten Jahre waren mögliche Sprachbarrieren. Diese wurden bei der Planung berücksichtigt und so konnte ein erfolgreicher Umgang gefunden werden. Teilweise konnten die Kinder nur sehr wenig oder kein Deutsch sprechen. In der alltäglichen Arbeit des Falkenflitzers sind das auch Herausforderungen, mit welchen problemlos umgegangen wird, da Spielpädagogik auch ohne Sprache funktioniert und wirken kann. Für das Zirkusprojekt wurde in der Planung berücksichtigt, Mitarbeitende dabei zu haben, die übersetzen können und zusätzlich wurden Karten gebastelt mit Abbildungen der Zirkusnummern um Verstehen zu erleichtern. Der Support durch Mitarbeitende, die übersetzen konnten und die Karten waren effektive Mittel, um mögliche Sprachbarrieren zu überwinden, jedoch konnte bereits während des Zirkusprojekts und auch in der Reflexion festgestellt werden, dass auch dieses Programm des Falkenflitzers ohne bzw. mit wenig Sprache funktioniert.
Durch das Zirkusprojekt des Falkenflitzers kommen die Kinder, Jugendlichen und ihre Familien aus ihrer gewohnten Umgebung heraus und haben die Chance, durch den Ausflug zum Zirkus einen für sie ggf. neuen Raum zu erreichen, kennenzulernen und auch zukünftig zugänglicher zu machen, dadurch, dass ihnen dieser neue Ort nähergebracht wurde. Der Ausflug zum Zirkus ermöglicht den Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ein unvergessliches Erlebnis, welches ihnen Entspannung und Freude bringt und dem Gefühl der Ablehnung, Ausgrenzung und Isolation, welches sie in ihrer Lebenswelt oft erfahren, entgegenwirkt. Es ist etwas Besonders für die Kinder, die in Unterkünften leben, dass dieses Zirkusprojekt für sie ins Leben gerufen wird, dass sie es mitgestalten können und für sie eine Bühne geschaffen wird, auf der sie sich präsentieren können. Das Selbstbewusstsein der Kinder, welches oft durch traumatisierende Erlebnisse und die Erfahrungen ihres Alltags in ihrer Lebenswelt beeinflusst ist, wird gestärkt und sie erleben ihre Selbstwirksamkeit.
Großartige Emotionen wie Freude, Spannung, Aufregung, Stolz, Spaß und Mut machen die Tage im Zirkus unvergesslich und wundervoll.
BESONDERE MOMENTE DER LETZTEN JAHRE
Ferien mal anders
Herbstferien. Schulfrei für 2 Wochen, nix zu tun. Ein Jugendlicher aus benachbarter Unterkunft, den wir als Falkenflitzer kennen, da er in einer Unterkunft lebt, in der das Spielmobil seit einigen Jahren Spielaktionen durchführt, ist am ersten Zirkustag dabei. Er ist schon „zu alt“ um mit den anderen Kindern beim Zirkus als Teilnehmer mitzumachen. Eine Honorarkraft vom Falkenflitzer, der selbst vor ein paar Jahren in dieser Unterkunft gelebt hat, hat ihn überzeugt mitzukommen. Er ist dabei, schaut zu, supportet die Kids bei den Proben, jubelt bei der Vorstellung, hilft den Zirkusmitarbeiter*innen z.B. beim Zauberkiste in die Manege tragen und verabschiedet sich am ersten Tag mit „Bis morgen“. Und so war es dann auch, beinahe jeden Tag kam er wieder, zum da sein, zum Eintauchen in eine andere Welt, denn der Zirkus lässt einen den eigenen Lebensalltag zumindest für eine Weile vergessen, zum helfen und um das Gefühl zu erleben, willkommen zu sein.
1. Ausflug
Der Falkenflitzer fährt häufig über einige Jahre in dieselbe Wohnunterkunft im wöchentlichen Turnus, um dort Spielmobileinsätze zu machen. Dabei lernen die Kinder und auch die Familien den Falkenflitzer gut kennen, vertrauensvolle Beziehungen können aufgebaut werden und der Falkenflitzer kann solidarischer Ansprechpartner für Kinder und ihre Familien sein. Neben den regulären Spielmobileinsätzen in den Unterkünften vor Ort, macht der Falkenflitzer in den Ferien auch Ferienfreizeiten, wie Zeltlager und Ausflüge, wie z.B. zum Zirkus. In der einen Unterkunft, in die der Falkenflitzer bereits seit ein paar Jahren Spielaktionen macht, wohnten zwei Mädchen, die bei den täglichen Einsätzen vor Ort regelmäßig dabei waren, bei Ausflügen jedoch nie mitkamen, auch bei Schulausflügen, so erfuhren wir mal, durften sie nie mitkommen. Und dann die Überraschung: beim Ausflug zum Zirkus waren sie dabei. Die beiden hatten scheinbar einen richtig guten Tag, hatten riesigen Spaß bei den Proben und mit den anderen Kindern. Zur Vorstellung kam dann die Mutter. Sie wirkte angespannt. Während der Vorstellung, als sie ihre Töchter in der Manege sah, beobachtete ich sie und sah, wie ab und zu ein Lächeln über ihr Gesicht huschte. Am Ende der Show bin ich nochmal zu ihr gegangen, um mit ihr zu sprechen. Sie strahlte und ihre Anspannung schien verflogen zu sein.
Von dem Tag an nahmen die Mädchen auch an anderen Ausflügen des Falkenflitzers teil.
Wir machen im Zirkus, was wir wollen
Es gibt viele verschiedene Zirkusnummern, die die Kinder erst alle einmal ausprobieren können. Dann können sie sich für eine Sache entscheiden, die sie dann in der Vorstellung machen wollen. Neben all diesen Nummern, die die Zirkusmitarbeiter*innen vorschlagen, können die Kinder die Show mitgestalten und sich noch eigene Sachen ausdenken, die dann in die Vorstellung eingebaut werden.
So gab es im Zirkus neben den regulären Zirkusnummern drei Mädchen, die eine eigene „Akrobatik-Tanz-Hoolahoop-Show“ sich ausgedacht haben, diese so fleißig in der Pause geübt haben, dass sie fast vergessen hätten, die Pause auch zum Essen und Trinken zu nutzen.
Ein Mädchen hat mal ihre eigene Zaubershow gemacht – ein paar Wochen vor dem Zirkusprojekt haben wir im Zuge der regulären Spielmobileinsätze eine „Zirkusaktion“ gemacht, bei der sie mit einem Mitarbeiter vom Falkenflitzer etwas zaubern geübt hat. Daraufhin wollte sie ihre Zauber-Skills unbedingt mal in einem echten Zirkuszelt vorführen und es wurde möglich.
Doch neben aufwendig geübten Akrobatik-Shows, Tanz-Vorführungen mit ausgedachter Choreografie, Zaubershows etc. kommt es auch vor, dass Kinder ankommen und sagen: „Hey, ich kann einen Rückwärtssalto“ und schon steht ein Kind auf der umfunktionierten Zauberkiste und zeigt einen Salto in der Vorstellung.
Halloween-Zirkus
Bunte, glitzernde Kostüme im Zirkus – ja so ist es bekannt. Aber eine Hexe, die am Trapez turnt und ein Skelett am Vertikaltuch?! Ja, auch das gibt es zu sehen im Circus Zaretti beim Kooperationsprojekt mit dem Spielmobil Falkenflitzer. Wenn während der Zirkusprojektwochen Halloween ist, dann wird ein Halloween-Zirkus möglich mit Schminken und gruseligen Kostümen.
Schon mal ein Zirkuszelt abgebaut? Wir JA!
Wenn zwei wundervolle, abenteuerliche, erlebnisreiche Zirkuswochen zuende gehen, dann zieht der Circus Zaretti weiter an den nächsten Ort. Und neben den Wohnwagen und dem Zirkus-Popcorn-Wagen muss auch das Zirkuszelt mitkommen. Und so ist nach der letzten Zirkusvorstellung Zelt abbauen angesagt. Für die Zirkusmitarbeiter*innen Routine, für viele andere Menschen eine Tätigkeit, die sie bisher noch nie erlebt haben. Und es kann so ein unvergessliches, empowerndes Erlebnis sein, das große Zelt den einen Moment noch zu sehen, dann mit vereinten Kräften an den bunten, schweren Planen zu ziehen und zu zerren und gemeinsam große Masten zu tragen, die wenn viele dabei sind, plötzlich garnicht mehr so schwer sind. Und schließlich kehren Mütter, Väter, Kinder und Mitarbeiter*innen des Falkenflitzers wieder zurück in ihren Lebensalltag und der Platz, an dem noch einige Stunden zuvor ein buntes Zirkuszelt stand, ist nun nur noch ein Parkplatz.


























unterstützt das Zirkusprojekt vom Falkenflitzer in Kooperation mit dem Circus Zaretti
Christoph Hinterseher